Die Stadtbrauerei, einfach ´Bürger´
Generationen von Bewohner von Bratislava haben sie in der Erinnerung, entweder haben sie die Brauerei selbst erlebt, oder haben von ihr von ihren Vätern oder Großeltern gehört. Die Brauerei existiert leider physisch nicht mehr. Sie würden ebenso wenig von ihr im Archiv der Stadt Bratislava erfahren, jedoch - was von den erhaltenen Fragmenten offenkundig ist - nicht nur die Tschechen können Bier brauen.
Kurzen Ausflug in die Geschichte
Bierbrauen in Pressburg, der heutigen Bratislava, blickt auf eine jahrhundertelange Tradition zurück. Schon in der Mitte des 15. Jahrhunderts haben elf Bierbrauer aus dem Stadtteil Zuckermandel das„Braurecht“, d.h. das Recht auf Bierbrauen erlangen. Damals wurde das Bier in kleinen Mengen gebraut und an Ort und Stelle beim Hersteller konsumiert. Diese Produktionsweise hatte aber keine Zukunft, deshalb wurde im Jahre 1477 unter aktiver Unterstützung von Ratsherren die Erste Pressburger Brauerei gegründet. Sie wurde an der Ecke der heutigen Laurinská und des Fischertores errichtet und wurde 1532 niedergerissen. Die Reste der Brauerei wurden im Jahre 1947 bei Abbrucharbeiten entdeckt.
In Pressburg hat man seit jeher viel Bier getrunken. Leider sind bis heute keine Angaben über die Mengen des ausgetrunkenen Bieres pro Jahr aus dieser Zeit erhalten, aber im 1752 wurde mit der Errichtung der zweiten Brauerei begonnen. Die Bürger haben die Architekten Romisch und Hildebrant mit der Umsetzung des Projekts beauftragt, das den stolzen Namen „Die Bürgerliche Brauerei“ trug. "Der Bürger" war für lange Zeit vom reichen Bürger Michael Specht von der Stadt verpachtet, später, im Jahre 1880 hat die Familie Deutsch die Brauerei von der abgekauft. Das allgemeine Niveau war vom Anfang an mit dem Niveau der bayerischen Brauereien vergleichbar. Die Bierqualität war so gut wie gleich. Die Stadtrauere und das Gasthaus mit Veranda standen an dem Fischplatz.
Für ihre Zeit modern
Aus einem Artikel erschienen in der Pressburger Zeitung haben wir von der gebürtigen Pressburgerin Elza Greilich erfahren, wie die Brauerei ausgesehen hat. Es war angeblich ein Zwecksgebäude mit einfacher Fassade, Glasveranda und Biergasthaus. Die Besucher wollten nicht die Architektur bewundern, sondern sind aus anderen Gründen das Lokal aufgesucht. Unter der gewölbten Unterführung, am Innenhof war die für diejenigen Zeiten moderne Technik, verschiedene Maschinen untergebracht, es war eine kleine Fabrik. Unter Gewölben wie in einer Kirche befanden sich Betonwannen für Weichen der Gerste, aus der die Malze erzeugt wurde, sowie ein Trockenwerk und eine Röstanlage. Zur Einrichtung gehörten auch verschiedene Lagerräume, Kammern, tiefe Keller mit riesigen Bottichen, wo das Bier gegoren und gereift wurde. Das Wasser für die Brauerei wurde mit Hilfe einer Dampfmaschine aus der Donau geholt, wobei die Maschine bis 1868 betrieben wurde. Später wurde die Brauerei an die städtische Wasserleitung angeschlossen. Dort befand sich eine Tischlerei für Erzeugung von Fässern und eine Schmiedewerkstatt für die Beschlagung von Fässern. In einem der Flügel befand sich auch eine geräumige Wohnung für den Pächter der Brauerei.
Die Stadtbrauerei war unter den Pressburgern sehr beliebt, und zwar nicht nur wegen des hervorragenden Biers und ihrer günstigen Lage in der nähe der Donaukai, aber hauptsächlich wegen des berühmten zugehörigen Biergasthauses samt der hervorragenden Küchen. Dort wurden kulinarische Schmankerln von fast jeder Küche der zehn Verschiedenen Nationalitäten, die in einer Spitzenküche vereinigt war. Die Anziehkraft des Lokals wurde auch durch die Einstieghaltestelle der Straßenbahn nach Wien erhöht. Diese hat die Wiener Bürger in die dreisprachige Stadt Pressburg oder Pozsony zum guten Bier gefahren, aber auch die Pressburger Boheme hat dort gerne verweilt. Oft haben sich dort Journalisten von Pressburger Tageszeitungen und Zeitschriften, Dichter und Maler getroffen.
Nahe der Bürgerlichen Brauerei hat sich der berüchtigte Stadtteil Vydrica erstreckt. Die Bürgerliche Brauerei war angeblich oft von den leichten Damen und ihrer Kundschaft besucht.
Die Auflösung der Brauerei wurde kurz nach den Feiern ihres 200-Jährigen Bestehens zustande gebracht. Das letzte Bier wurde dort 1968 gebraut. Die Bürgerliche Brauerei wurde wegen der Aufbau der Neuen Brücke /damals Brücke des Slowakischen Nationalen Aufstands/ niedergerissen, und konnte daher nicht mehr den Bierfreunden dienen.
Quelle: AMB, Ivan Ozábal: Pivovary na Slovensku (Brauereien in der Slowakei), Tivadar Ortvay: Ulice a námestia Bratislavy (Pressburger Gassen und Plätze).